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ERMITTELN VERBOTEN ! No Studiosi, No Mafiosi - Special
(zu alt für eine Antwort)
duffy
2004-09-09 12:50:25 UTC
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Hallo,

Roth, Jürgen: Ermitteln Verboten!, Eichborn Verlag, Frankfurt 2004

S. 7. ff.:

"Einleitung
Wer taub ist und blind und den Mund hält,
der wird in Frieden einhundert Jahre alt.<<
Sizilianische Lebensweisheit

Deutschland ist unter die Räuber gefallen. Da darf in Frankfurt am
Main seit Jahren ein gefährlicher Autfragskiller frei herumlaufen. In
Düsseldorf sieht man den türkischen Mafiapaten Ali B. flanieren, der
unter anderem sechs Morde verübte. Im Kasino verzockt er in einer
nacht schon mal locker eine Million Euro. Unterdessen schlender,
fröhlich pfreifend und mit seinem Pitbull an der kurzen Leine, in
einem kleinen deutschen Dorf einer der fünf größten Drogenhändler
Europas umher. Die Anführer der kriminellen Proleten, der Hell´s
Angels, übernehmen in den Metropolen ein Luxusgroßbordell nach dem
anderen. Schließlich prahlt ein krimineller albanischer Klan voller
Stolz, er habe seit Jahren den Hamburger Senat in der Hand. Und diese
Behauptung ist nicht einmal übertrieben.

Das suspekte kapitalkräftige Investoren aus der ehemaligen Sowjetunion
gehätschelt werden wie im verblassenden Kurort Baden-Baden, wagt man
kaum noch zu erwähnen. >>Peanuts sind das alles<<, wendet ein
führender Wirtschaftskriminalist aus Würzburg ein. >>Schauen Sie sich
mal die engen Verbindungen zwischen hochkarätigen deutschen Politikern
und dubiosen Anlagefonds an, die Milliarden Euro vernichten.<<

Polizei und Justiz im einstigen Wirtschaftswunderland hätten
eigentlich genügend zu tun, um den kriminellen Dschungel ein wenig zu
lichten. Da wären die deutschen Täter und ihre kriminellen
Verflechtungen, die Absprachekartelle, Subventions- und Anlagebetrüger
ebenso wie die deutschen ZUhälterbanden und die ohnehin vorhandenen
örtlichen Kleinkriminellen. Doch Deutschland liegt im Zentrum Europas.
Und so beherrschen etwa türkische und kurdische Familienklans nach wie
vor den Heroinmarkt. Zwar versuchen andere Banden, zum Beispiel
Albaner und Russen, in diesen lukrativen Martk hineinzudrängen, aber
die mächtigsten Dealer kommen weiterhin aus der Rürkei.
Kosovo-albanische Klans erkämpfen sich verstärkt Anteile im
Rotlichtmilieu. Ihre Methoden und Mittel: Durchschlagskraft,
Brutalität, Kriegserfahrung und strikte Abschottung. Blutige
Verteilungskämpfe um kriminelle Märkte in einigen Städten sind ein
auffllammendes Menetekel, ebenso die sich bereits bildenen
Parallelgesellschaften mit >>No-Go-Gebieten<<.

Noch rauben, morden, bestechen und betrügen die traditionellen
Syndikate der Russenmafia überwiegend in den Heimatländern und legen
nur<< ihre kriminellen Gewinne in sauberen Firmen in Deutschland an
mit dem Ziel, Wirtschaft und Politik zu durchdringen. Doch auch in
Deutschland bilden sich bereits hochkriminelle und konspirativ
arbeitende Gangs junger Russlanddeutscher, die ihren Vorbildern in der
ehemaligen Sowjetunion in nichts mehr nachstehen. Und auch chinesische
Triaden agieren weitgehend unbehelligt in den Bereichen Dorgenhandel,
Geldwäsche und Produktpiraterie.

Italienische >>Mafiagrößen<< - ob Cosa Nostra, Ndrangheta oder Camorra
- haben sich zwar teilweise von der schwersten Gewaltkriminalität
abgewandt. Trotzdem spielen sie weiterhin eine gewichtige Rolle im
internationalen Drogen- und Waffenhandel. Zudem investieren sie in
Deutschland ihre weitgehend unangetasteten kriminellen Vermögen und
verlagern ihre Aktivitäten zunehmend auf den Bereich der
Wirtschaftskriminalität.

Und häufig sind diese höchst unterschiedlichen Gruppen und Personen
zeitweise miteinander vernetzt bzw. gehen Zweckbündnisse ein. Das
vermeintlich >>idyllische<< Milieu von Zuhälterbanden, Mördern,
Drogenhändlern, Waffenhändlern und Kraftfahrzeugdieben haben die
meisten von ihnen jedenfalls hinter sich gelassen.

Das alles sind keine Märchengeschichten. Es ist auch keine billige
Panikmache oder gar journalistische Schaumschlägerei. Darüber könnte
man sich dann fast schon freuen. Nein, das ist die Wirklichkeit, die
von niemanden ernsthaft bestritten werden kann. Und sie wird es im
Prinzip auch nicht.

Aber der >>Kampf gegen den Terrorismus<<, wird der Leser einwenden,
der werde doch wenigstens beherzt und mit allen Mitteln geführt. In
der Tat. Wenn in der Berliner Regierungszentrale überhaupt etwas
Priorität hat, dann ist es das. Bekanntlich haben >>Ende 2003 die
westlichen Regierungen ihre Polizei- und Nachrichtendienste
angewiesen, dem Kampf gegen den Terrorismus den absoluten Vorrang
einzuräumen.<< Viel Vergnügen, ist man geneigt zu sagen, angesichts
des bereits verlorenen Kampfes gegen andere, weitaus harmlosere
kriminelle Delikte.

Vor diesem Hintergrund ist deshalb seit geraumer Zeit ein Phänomen
unüberseh- und unüberhörbar geworden: Hoch qualifizierte Kriminalisten
wie einfache Polizeibeamte oder unzufriedene Staatsanwälte und Richter
begehren auf. Sie wollen Kriminalität (ob Massen-, Wirtschafts- oder
Organisierte Kriminalität) bekämpfen, können beziehungsweise dürfen es
allerdings nicht mehr.

Und das ist der politische Skandal. Den meisten derjenigen, die sich
mit Kriminalitätsverfolgung und - bekämpfung befassen, ist bewusst,
dass sie den Bürgern Schutz und Sicherheit gerantieren sollen, deren
selbsverständlichste Forderung und elementares Grundrecht. Die
Realität hingegen sieht vielerorts anders aus.

In aller Öffentlichkeit beklagte der Vorsitzende des Darmstädter
Staatsanwaltsrats, Oberstaatsanwalt Kaus Reinhardt, dass die von der
Hessischen Landesregierung beschlossene Stellenbesetzungsgruppe die
Staatsanwälte vollkommen ins Abseits stelle. Es gebe Kollegen von ihm,
die hätten ein halbes Tausend unerledigter Verfahren auf dem
Schreibtisch liegen. Und auch im Bereich der Angestellten wurde und
wird massiv gespart. Engagierte und ausgebildete Justizfachangestellte
werden nicht mehr eingestellt, sodass die Verwaltung der Darmstädter
Justiz vor dem Zusammenbruch steht. Wenn Polizeibeamte dann zum
Beispiel gegen Wirtschaftskriminelle ermitteln wollen, wird ihnen
entgegengehalten, dass es dafür keine Leute gebe.

Diese Verhältnisse finden wir nicht nur in Darmstadt, sondern in ganz
Hessen und auch im gesamten Bundesgebiet – von wenigen Ausnahmen
abgesehen.

So bemängelte auch Wolfgang Bauch, der stellvertretende Vorsietzende
des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), auf dem 18. Deutschen
Bundesweit hohe Fallzahlen, eine angespannte Personalsituation und
Personalabbau in den polizeilichen Ermittlungsdienststellen wegen der
katastrophalen Lage der öffentlichen Haushalte hindern die Ermittler
in weiten Teilen daran, Vorgänge in gebührendem Maße zu Ende zu
ermitteln. Hinzu kommen erhebliche Defizite bei der Aus- und
Forbildung der Polizei.<<

Und es war kein Geringerer als der Vorsitzende des Deutschen
Richterbundes (DRB), Wolgang Arenhövel, der zu Beginn des Richtertags
dringend vor weiteren >>Sparorgien<< warnte: >>Wir werden schlicht und
einfach kaputt gespart.<<

Also nur eine Frage des Geldes? Nein: Hinter allem verbirt sich,
unausgesprochen und schriftlich nirgendwo festgehalten, zweifellos ein
politischer Wille, der nicht mit den leeren Kassen zu begründen ist.
Deshalb stellt sich die Frage: Wer profitiert von diesem Zustand des
Elends der Strafverfolgungsbehörden und warum?

Viele Vorgänge erhärten den ungeheuren Verdacht, den eine ganze Reiche
Kriminalisten und Staatsanwälte – gleichgültig aus welchem Bundesland
– gewonnen haben. Sie befürchten, dass bestimmte Kriminalitätsformen
wegen inniger Verflechtungen mit der politischen und wirtschaftlichen
Elite nicht mehr bekämpft werden sollen. Auf jeden Fall wird einiges
aufgeboten, um die konsequente Arbeit qualifizierter Ermittler in der
Polizei oder kundiger und erfahrener Staatsanwälte zu erschweren oder
zu blockieren.

Weil ich das genauer wissen wollte, reiste ich im Winter des Jahres
2003/2004 durch Deutschland, hörte und notierte, was mir unter anderem
Polizei- und Zollbeamte, Staatsanwälte und Rechtsanwälte aus ihrem
Alltag erzählten. Und von Tag zu Tag, von Woche zu Woche wurde ich
hoffnungsloser und gleichzeitig wütender darüber, wie wir, die Bürger,
die doch als der eigentliche Souverän des Staates zu betrachten sind,
hinters Licht geführt werden.

Am Ende meiner Reise wartete ich geradezu sehnsüchtig darauf, von
meinen Interviewpartnern aus Polizei und Staatsanwaltschaft (nicht der
administrativen Fürhungselite) noch etwas Positives und
Zuversichtliches aus ihrem Alltag im Kampf gegen Kriminalität zu
hören. Doch abgesehen von bayerischen Beamten fand ich niemanden. Im
Großen und Ganzen waren meine Gesprächspartner und Informanten
selbstkritische, erfahrene Männer und Frauen, keine frustrierten
Zyniker, und sie gehörten auch nicht zu jenen, die dazu neigen,
objektives Geschehen verzerrt wahrzunehmen oder ideologisch zu deuten.
Aber ich erlebte sie durchwegs mutlos und niedergeschlagen. Kaum
eine3r hatte noch Hoffnung, irgendetwas bewirken zu können. Und dafür
gab es die verschiedensten Gründe.

Meine Gesprächspartner redeten Klartext, weil sie doppelzüngige
Heuchelei nicht mehr akzeptieren und hoffen, dass eine aufgeklärte
Öffentlichkeit Druck auf die Verantwortlichen in der Politik ausüben
könne. Sie wollen nicht mehr hinnehmen, dass ihnen – wie in Lahr im
Schwarzwald vom Innenministerium in Stuttgart – ein Maulkorb verpasst
wird. Dort sollte die Bevölkerung nicht erfahren, in welchem Umfang
die in der Region lebenden Russlanddeutschen in kriminelle
Machenschaften verstrickt sind.

Aber kritische Offenheit, insbesondere gegenüber Außenstehenden, führt
inzwischen sowohl bei Polizeibeamten als auch Staatsanwälten zu hohen
persönlichen Risiken: Disziplinarverfahren drohen, Beförderungen
werden gestoppt, Verfahren wegen Geheimnisverrat eingeleitet, ihre
bürgerliche Existenz kann mit einem Schlag vernichtet werden. Daher
müssen meine Gesprächspartner und Informanten zum großen Teil anonym
bleiben. Auch deshalb, weil die Fürhungsspitzen des
Bundesinnenministeriums wie einzelner Landeskriminalämter oder
Innenministerien mit Argusaugen darüber wachen und fast ihre geballte
Arbeitskapazität darauf verwenden, dass die ungeschminkte Wahrheit im
Verborgenen bleibt.

Und deshalb macht sich so mancher Kriminalist Luft, indem er seine
Empörung in Märchenerzählungen kleidet, wie der Kriminaldirektor eines
Landeskriminalamtes, der einen (dann allerdings nicht
veröffentlichten) Leserbrief an eine Zeitung schrieb: >>Noch bevor die
Krieger losreiten konnten, erschienen Kaufleute und Advokaten und
wiesen den König darauf hin, dass die bösen Drachen ja viel Geld und
Beute im Land verstecken würden, und das sei ja auch gut für die
Wirtschaft. Und sie würden Schlösser und Behausungen kaufen,
Wirtshäuser und Werkstätten. Sie nannten das >Geldwäsche<. Aber die
Krieger dürften bitte nicht in deren Truhen greifen und fragen, woher
diese so viel Gold hätten. Und damit dies schwerer würde, baten sie
den König, den Kriegern wenigstens einen Arm auf den Rücken binden zu
Macht euren Mist alleine.< und gingen nach Hause zu Frau und Kindern.
Und die Drachen feierten drei Tage und Nächte und verspotteten den
König und seine weisen Berater.<<"

Mit freundlichen Grüßen



Duffy
Troll
2004-09-12 04:45:45 UTC
Permalink
Post by duffy
Macht euren Mist alleine.< und gingen nach Hause zu Frau und Kindern.
Und die Drachen feierten drei Tage und Nächte und verspotteten den
König und seine weisen Berater.<<"
Mit freundlichen Grüßen
Duffy
Wie wahr!
Berliner Ueberdemokraten sind Multikultfreaks und deshalb ein Paradox,
da die Neubuerger keinesfalls Demokraten sind!


--
Gruß v. Efeu-Netzwerk Phoenix
u. Peter, dem Plätzchenwolf:
http://de.geocities.com/thebabastar/Peterchen.html
***Client Countryboy,IBM DualPentiumPro NT4.0***
!nie rechts aber auch nie links!
duffy
2004-09-17 07:54:36 UTC
Permalink
Hallo,

das Buch von ERMITTELN VERBOTEN! ist bei Weitem besser als ich jemals
zu hoffen erträumt hatte!

Minutiös wird aufgedeckt, wie hohe und höchste Politiker aufs engste
mit der Organisierten Kriminalität und der Internationalen
Organisierten Kriminalität verwoben sind.

WIR WERDEN VON DER MAFIA REGIERT! und keine Zeitung berichtet darüber!

Mit freundlichen Grüßen


Duffy
Martin Ammermüller
2004-09-18 11:10:24 UTC
Permalink
duffy <***@conspiracy-theory.co.uk> schrieb in de.alt.soc.anarchie:
[Ein halbes Buch]

Das ist nicht verwunderlich und nennt sich Marktwirtschaft.
"Wer zahlt, schafft an."

martin
--
jabber-id: ***@jabber.ccc.de
http://www.anarchismfaq.org
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