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Westarbeit.
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Shimuel
2005-02-25 14:32:20 UTC
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Nach dem Verbot der West-FDJ wurde in der alten Bundesrepublik der
"Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD" gegründet. Dieser hatte
als Jugendorganisation die "Kämpfende Jugend für den Aufbau des BDJ".
Der BDJ (Bund der Demokratischen Jugend) soll als überparteiischer
Jugendverband die Westarbeit übernehmen.

Dem BDJ wurden terroristische Aktivitäten nachgesagt. Thomas Auerbach
recherchierte hierüber im Auftrag der Bundeszentrale für politische
Bildung in seinem Werk "Kämpfer an der unsichtbaren Front". Die
Darlegung der Bundesrepublik Deutschland ist identisch mit der von
Thomas Auerbach, dass es sich um eine verdeckte Aktion seitens des MfS
zuerst unter Erich Mielke, später unter Markus Wolf gehandelt hat.
Deshalb wurde der BDJ als "extrem" und "verfassungsfeindlich"
eingestuft. Die internen Schulungen des BDJ, derart die Begründung,
verbergen paramilitärische Ausbildungen. Der BDJ bezeichnete sich
selbst als einen Deutschen Pfadfinderbund mit Zeltlager und
Liederabenden. Der BDJ verfügte nur in Ausnahmefällen über bestätigte
Mitgliedschaften von der FDJ (Ost).

Die DKP wie auch die spätere KPF versuchten eine andere Darstellung.
Die DKP prangerte an, das FBI bausche absichtlich eine Chaotengruppe
auf, um der Linken letztendlich zu schaden. Dem BDJ wehte nun auch
noch der Wind von Seiten der DKP entgegen. Diese gründete einen
eigenen parteinahestehenden Jugendverband: die SDAJ (Sozialistische
Deutsche Arbeiterjugend). Diese wurde ein Mitglied des WBDJ (Weltbund
der Demokratischen Jugend). Der Arbeiterbund wie auch die DKP haben
sich spätestens hier voneinander getrennt.

Der BDJ war nun vollends auf die Hilfe aus der DDR angewiesen. Der
BDJ gründete dennoch in Absprache mit der FDJ (Ost) die
Basisorganisationen in Mainz und den Landesverband in Bayern. Die
Basisorganisation in Mainz bekam ihre tatsächliche Residenz in dem
Jugendklub in Frankfurt am Main. Das Herzstück von dem Landesverband
Bayern wurde die Basisorganisation in München. In dem Raum Hamburg
und Bremen verblieben illegale Mitglieder der FDJ, teilweise weiterhin
mit einer bestätigten Mitgliedschaft der FDJ (Ost).

Der BDJ wuchs mit dem Fall der Berliner Mauer mit der FDJ (Ost)
zusammen. Nachdem 1991 ein Oberlandesgericht, westdeutsche
Mitgliedschaften in der FDJ (Ost) durch ein Grundsatzurteil erlaubte,
verschmolzen beide Verbände miteinander. Nach dem Beitritt des BDJ zu
der FDJ (Ost) kam es zu der gemeinsamen Redaktion "Fanfare". In
Hamburg bildete sich eine neue Redaktion "Linksruck"

Die KPD (Ost) ist die "Mutter" des KJVD. Der Unterschied zu der KPF
liegt genau in der alten DKP-These gegenüber dem BDJ. Die DKP zeigt
sich scheinbar freundlich gegenüber der FDJ. Doch der Schein trügt.
Die SDAJ geht in die Richtung der FDJ. Die DKP wie auch die KPD (Ost)
bleiben voneinander getrennt. Auch der SDAJ wurde insgeheime
paramilitärische Ausbildungen mehrfach nachgesagt, teilweise auch
nachgewiesen.

Trotz der Einwände seitens der SPD, der DKP und der KPF fangen Falken,
SDAJ, FDJ und KJVD an, brauchbar zusammenzuarbeiten. Die FDJ
tolleriert es, dass ein Mitglied gleichzeitig auch Mitglied bei der
SDAJ, dem KJVD oder bei den Falken ist. In dem Fall der Falken wird
in aller Regel auch heute noch die Mitgliedschaft in der FDJ nicht
bestätigt, sondern der Aktivist nur "in der Liste geführt". Die
Falken sind der offizielle westliche Dialogpartner des YUSI. Die
Falken haben auch viele Gruppen in Österreich. Der YUSI und der WBDJ
sind grundsätzlich bei den Deutschlandtreffen und den Weltspielen der
Jugend zusammengetroffen. Doch seit den sechziger Jahren konnten fast
nur Länder des sozialistischen Versuchs Gastgeber für die Weltspiele
der Jugend werden. Die Deutschlandtreffen wurden seit dem Fall der
Berliner Mauer durch gemeinsame Winterschulen ersetzt. Die SDAJ wie
auch der Linksruck blieben dieses Jahr bei der Winterschule verdeckt.
Organisierten diese doch die Zustiegsmöglichkeiten und den Transport
für Bremen und Ruhrpott. Die Falken präsentierten sich wenigstens
innerhalb der FDJ doch als reguläre Beteiligte.

Die Falken unterscheiden sich. In der neuen Bundesrepublik hängen die
Falken weiterhin an der SPD. Die österreichischen Falken sind von den
Sozialdemokraten wesentlich unabhängiger. Aus den Falkengruppen in
Tübingen und Freiburg wurden SDAJ-Gruppen. Inwieweit aus zwei
SDAJ-Gruppen - aus Hessen und aus NRW - FDJ-Gruppen werden, ist noch
ungewiss. Die beiden FDJ-Gruppen (West) in Hamburg und Bremen sind
auch noch nicht regulär durch den Zentralrat der FDJ (Ost) bestätigt
worden. Doch diese organisieren bereits einiges.

Der Linksruck ist bereits redaktionell bundesweit ausgedehnt. In
Freiburg im Breisgau und in Frankfurt am Main sind die
Juso-Hochschulgruppen bereits in die Redaktion des Linksruck
vollständig integriert. Die FDJ-Gruppe "Rhein-Main" kooperiert
bereits mit dem Linksruck bei den Studentenprotesten gegen die
Studiengebühren.

Die FDJ-Tätigkeit in Hamburg wird aus einem vergleichbaren Grund
verschwiegen wie in Freiburg in Breisgau. Nach außen hin sind dies
Redaktionen des Linksruck. Dieser Linksruck ist eine solche
Redaktion, welche sich von der "Fanfare" klar unterscheidet. Die
Fanfare zeigt sich einerseits klar stalinistisch, andererseits
philosemitisch. Der Linksruck zeigt sich ähnlich wie die Junge Welt
aus der Perspektive der typischen Westlinken. Dass die Junge Welt
einst die Tageszeitung der FDJ gewesen ist, wird nirgendwo mehr
erwähnt. Linksruck und Junge Welt vertreten etwa die gleichen Thesen.
Der Linksruck bringt die wichtigen Artikel der Jungen Welt auf das
Niveau der Bild-Zeitung.

Doch es gibt da einige Tritte in das Schienbein. Die Junge Welt
veröffentlichte die Mitteilungen, laut welchen Russland den Iran
nuklear betreut. Mittlerweile wird definitiv in die Medien geleitet,
dass die Regierung von Nord-Korea den Iran bei seiner Atompolitik
"beglückwünscht". Ebenso präsentierte die Junge Welt den Abgang von
Winfried Wolf aus der PDS. Klar: die Junge Welt hätte gerne die
Leser von der "Zeitung gegen den Krieg". Das Ganze hat eine
Strategie. Einerseits wird ein Zentralorgan benötigt, welches sich
nicht den Gebräuchen der Westlinken anpasst, schon gar nicht den
antijüdischen Thesen, andererseits wird ein geheimer Ableger benötigt,
welcher die Westlinke anzieht und vereint.

Der Arbeiterbund bleibt deshalb überparteilich, weil die
Mitgliederliste nicht als Partei geführt wird. Der Arbeiterbund wird
sich dennoch schrittweise der KPD (Ost) nähern. Die KPD (Ost) ist
nicht identisch mit der Hamburger K.P.D. oder dem Roten Oktober. Die
KPD (Ost) zeigt sehr viel Ähnlichkeit mit der KPF. Die KPD (Ost)
wurde gegründet von solchen früheren SED-Mitgliedern, welche sich nach
dem Parteitag der SED im Jahr 1990 lösten, nachdem die PDS beschlossen
wurde.

Die KPF bleibt in der PDS. Auch wenn die KPF im Juni 2003 ihre
wesentlichen Vorwürfe gegen den BDJ veröffentlichte, dann ist es
dennoch richtig, dass Falken und Linksruck die KPF wenigstens indirekt
unterstützen. Die KPF hat eine Ente veröffentlicht, der BDJ sei von
dem FBI gesteuert. Dass der BDJ von dem FBI unterwandert ist, steht
jedoch fest und außer Frage.

Es ist wichtig, dass die Debatte um den überparteilichen BDJ wieder in
einer abgeänderten Form in Gang kommt. Die FDJ bleibt eine
überparteiliche Organisation und bildet anstatt des BDJ das Dach. Bei
den Falken steht fest: ein Verbleiben in dem YUSI ist in Ordnung,
nicht jedoch ein Verbleiben in der SPD. Es wird wichtig, dass die
Falken sich der PDS, der SAV und dem Linksruck nähern. PDS und SAV
bilden bereits in Deutschland die Vertretung der Europäischen
Linkspartei.
Alexander Wieder
2005-03-01 08:08:27 UTC
Permalink
Shimuel schrieb:
| [...]
Sag doch mal bitte kurz, in welchem Zusammenhang dies alles mit dem
Anarchismus steht.


Alexander

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